«Zu jung! Zu alt! Zu schwanger! Zu qualifiziert! So tickt die Arbeitswelt» – Interview mit Diana Roth zu ihrem neuen Buch

Kann man Quereinsteiger einstellen, die überhaupt nicht passen und trotzdem viel Erfolg haben? In ihrem neuen Buch räumt Diana Roth mit alten Vorurteilen in der Rekrutierung auf und erleuchtet auf humorvolle Weise die unterschiedlichen Aspekte des Jobzyklus. Ein Interview.

Mathias Steger: Dein neues Buch trägt den Titel «Zu jung! Zu alt! Zu schwanger! Zu qualifiziert! So tickt die Arbeitswelt» Was möchtest du mit diesem Titel aussagen?

Diana Roth: Der Titel lehnt an die Erfahrungen an, die man als Personaler in KMU in der Schweiz macht, und an die wahren Gründe von Stellenabsagen. Mit diesem Buch möchte ich eine Veränderung im HR anstossen und Personalern Mut machen, um das Rekrutieren auch einmal ganz anders anzugehen.

Könntest du kurz zusammenfassen, was die wichtigsten Themenbereiche des Buchs sind?

In meinem Buch behandle ich alle Facetten des Jobzyklus. Das geht von der Phase der Rekrutierung und der Anstellung über die Lohngestaltung, Teamzusammensetzung und Beförderung bis schlussendlich hin zur Kündigung.

Was möchtest du mit diesem Buch erreichen?

Mir geht es darum, dass die Leser erkennen, dass die Arbeitswelt wie ein Spiel funktioniert. Gemeint ist, dass jeder für sich entscheiden kann, ob er mitspielen oder das ganze Spiel zu seinen Gunsten drehen will. In dem Buch gebe ich einen Einblick, wie die verschiedenen Abteilungen in Unternehmen ticken und warum es oft zu Missverständnissen kommt. Wenn man das durchschaut, kann man die verschiedenen «Spiele», wie die Kündigung oder die Beförderung, zu seinem Vorteil nutzen.

Wer ist die Zielgruppe deines Werks?

Das Buch richtet sich an alle, die im Arbeitsleben stehen – sowohl an Bewerber, als auch an Mitarbeitende und Führungskräfte mit einem starken Fokus auf die Welt der KMU.

Richtet sich das Buch «nur» an die HR-Welt oder auch an Jobsuchende?

Mir ist es sehr wichtig, dass man auch als Bewerber sieht, was die Sicht des Arbeitgebers ist und auch als Vorgesetzter ein Verständnis für die Anliegen der Mitarbeitenden hat. Daher setzte ich dem Leser sozusagen drei Brillen auf: die des Bewerbers, die des Personalers und die des Vorgesetzten, um die verschiedenen Perspektiven miteinander zu ergänzen.

Wenn mit Herzverstand gearbeitet wird, Mitarbeitende gefördert werden und auch dafür gesorgt wird, dass sie gut aus einem Unternehmen austreten, dann ist das Personalmarketing vom Feinsten.

Was sind die Hauptbotschaften, die du mit deinem Buch der HR-Welt in der Schweiz mitteilen möchten?

Ein wichtiger Punkt für mich ist, dass HR-Management nicht nur eine blosse Dienstleistung erbringt, sondern auch einer Haltung entspricht. Alle sprechen immer nur von Rekrutierung. Dabei ist für mich die Personalbindung wichtiger als die Personalfindung. Wenn mit Herzverstand gearbeitet wird, Mitarbeitende gefördert werden und auch dafür gesorgt wird, dass sie gut aus einem Unternehmen austreten, dann ist das Personalmarketing vom Feinsten.

Auffallend ist, dass du die Leser per du ansprichst. Warum hast du dich dafür entschieden?

Mir ging es vor allem darum, keine Distanz zwischen mir und dem Leser zu haben. Zudem erlebe ich in der Schweiz eher eine «Du»-Kultur in der Arbeitswelt. Hinzu kommt, dass das Buch auf humorvolle Weise die Jobzyklen beschreibt, da passt ein persönlicher Umgangston viel besser.

Was ist mit dem Kapitel «Sold, Schmerzensgeld und anderen Wiedergutmachungen» gemeint?

Die Bezeichnung habe ich aufgeschnappt, weil Mitarbeitende ihren Lohn so bezeichnet haben. Für manche ist er also eine Wiedergutmachung für das, was man ihnen tagtäglich antut, für andere ist es ein Entgelt für Kriegsdienste. Sie sehen ihren Job als Kampf an. Das habe ich so gehört und wollte die Begriffe unbedingt in meinem Buch einbringen.

Ein weiteres Kapitel deines Buchs heisst «Mitarbeitergespräche nach Gutsherrenmanier oder Edelmenschtum». Worauf gehst du hier genau ein?

Ich selbst bilde Führungsfachleute aus und bin als Personalerin immer sehr nahe dran, wenn Führungskräfte Mitarbeitergespräche führen. In diesem Kapitel beschreibe ich zwei Arten von Extremen, die ich häufig erlebt habe. Da gibt es einerseits die «Gutsherren», die sich für etwas Besseres halten und ihr Gegenüber das auch spüren lassen; andererseits gibt es die «Edelmenschen», die sich mit ihrer «Kumpelhaftigkeit» den Mitarbeitenden schon fast anbiedern. Ich gehe dabei nicht auf eine Bevorzugung der einen oder anderen Strategie ein, sondern erkläre, auf was man von Arbeitgeberseite aus achten muss und wie man ein Mitarbeitergespräche idealerweise führt.

Was sollte deiner Meinung nach in der HR-Welt grundlegend verändert werden?

Die Angst vor dem Neuen. Digitalisierung ist zwar langsam ein ausgeleiertes Wort, aber es gibt immer noch so viele, die nachhinken. Viele haben wohl Angst, dass das Menschliche verloren geht, obwohl sich das gar nicht mit meiner Erfahrung deckt. Sicherlich wird uns das in den nächsten 10 Jahren aber dennoch begleiten.

Was liegt dir im HR besonders am Herzen?

In unserer Branche geht es immer noch um Menschen. Natürlich sind Themen wie Digitalisierung, Sozialversicherung, arbeitsrechtliche Prozesse mit dabei. Aber die sind nicht im Zentrum der Arbeit – das ist und bleibt der Mensch.

3 Exemplare zu gewinnen

Wir verlosen unter allen Leserinnen und Lesern dieses Interviews 3 Exemplare des Buchs «Zu jung! Zu alt! Zu schwanger! Zu qualifiziert! So tickt die Arbeitswelt». Um am Gewinnspiel teilzunehmen, kommentieren Sie einfach diesen Beitrag. Teilnahmeschluss ist der 15. Juli.
Diana Roth ist seit 2003 als selbstständiger HRM-Coach tätig. Zudem ist sie HR-Dozentin, -Prüfungsexpertin, -Fachbuchautorin und hat seit 2017 ihren eigenen HR-Podcast. Mit ihrer langjährigen Berufserfahrung unterstützt sie überwiegend Führungskräfte und Personalverantwortliche aus KMU.

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