Teilzeitarbeit: Was sind die Folgen und warum sind Frauen in der Mehrheit?

Arbeiten oder nicht arbeiten, das ist hier die Frage. Eine Frage, die sich wohl jeder und jede schon gestellt hat. Und zu einem grossen Teil lautet die Antwort: beides. Mit 37% der Angestellten, die weniger als fünf Tage in der Woche arbeiten, übertrifft die Schweiz bei Weitem ihre europäischen Nachbarn mit der Anzahl an Teilzeitangestellten. Während sich etwa jeder zehnte Schweizer für diese Option entscheidet, sind es bei den erwerbstätigen Schweizerinnen rund 59%. Aus freier Wahl oder nicht?

Kinder sind der häufigste Grund für Teilzeitarbeit

Laut Bundesamt für Statistik ist bei Frauen der häufigste Grund für eine Teilzeitbeschäftigung die Kinderbetreuung (82,3% gegenüber 13,4% bei den Vätern), die Beschäftigungsquote steigt tendenziell mit dem Alter des Kindes wieder an. Bei den Männern hingegen beträgt die Erwerbsquote unabhängig von ihrer familiären Situation am häufigsten 90%.

Rund ein Drittel der Frauen hört nach der Geburt eines Kindes auf zu arbeiten. Männer geben ihre berufliche Verantwortung hingegen nur selten auf und wenn sie es tun, reduzieren sie meistens nur für kurze Zeit.

Der Grund für diesen Unterschied zwischen den Geschlechtern sei eine Mentalitätsfrage. Auf Frauen laste viel stärker der soziale Druck, sich um Kind und Familie zu kümmern, darum arbeiten sie häufiger Teilzeit, so Françoise Piron, Spezialisten für Gleichstellung und Gleichberechtigung. Rund ein Drittel der Frauen hört nach der Geburt eines Kindes auf zu arbeiten. Männer geben ihre berufliche Verantwortung hingegen nur selten auf und wenn sie es tun, reduzieren sie meistens nur für kurze Zeit. Bei Frauen würde diese Auszeit hingegen länger andauern.
Die Familie ist aber nicht der einzige Faktor, der die Frauen dazu bewegt Teilzeit zu arbeiten. Auch Weiterbildungen und Ausbildungen im Sinne von lebenslangem Lernen beeinflussen die Entscheidung einer Teilzeitarbeit nachzugehen.

Teilzeitarbeit als Option

Im Rahmen der JobCloud Market Insights 2019 Studie wurden Hunderttausende von Stelleninserate und Millionen von Klicks auf den beiden Plattformen jobs.ch und jobup.ch evaluiert. Der Studie zufolge sind 25% der verfügbaren Stellen in der Deutschschweiz auf Teilzeit ausgeschrieben, in der Westschweiz sind es hingegen nur 9%.
Teilzeitstellen können bestimmten Bevölkerungsgruppen, allen voran Frauen, dabei helfen, Karriere und Privatleben besser in Einklang zu bringen. Hört sich theoretisch gut an, in der Praxis kommt es jedoch häufig zu Schwierigkeiten wie Kommunikationsproblemen. Eine Person, die Teilzeit arbeitet, ist nicht bei jeder Sitzung anwesend, sie verliert Zeit damit, angehäufte E-Mails zu sortieren und vor allem ist sie nicht die erste, an die man im Hinblick auf eine Beförderung denkt.

Teilzeit als Karrierebremse?

Dass die Tätigkeit im Teilzeitpensum ein Hindernis für die Karriere sein kann, geht aus einer Studie hervor, die von Swiss Life in Auftrag gegeben wurde. Der Analyse zufolge wirkt sich jede Arbeitszeitverkürzung sowohl auf die berufliche Laufbahn von Männern als auch von Frauen aus. Auch hinsichtlich der Altersvorsorge gibt es Bedenken. Das Problem manifestiert sich erst im Rentenalter, insbesondere wegen einer geschwächten 2. Säule. Viele Frauen seien deshalb von ihren Partnern abhängig oder müssen sich mit dem Existenzminimum begnügen, wenn sie in Rente gehen. Und sie sind stark betroffen: Ihre Rente ist im Durchschnitt 37% niedriger als die der Männer, was einer Differenz von CHF 20’000 pro Jahr entspricht.
Laut Françoise Piron sind die Folgen der Teilzeitarbeit bereits viel früher als bei der Pensionierung, nämlich bereits im Alter zwischen 45-50 Jahren, bemerkbar. Frauen in diesem Alter seien nicht nur oft geschieden, sie hätten das Gefühl, dass sie sich nicht mehr entfalten können, hinzu kommen eventuell noch Studienkosten für ihre Kinder oder für ihre betagten Eltern. Da wird es kompliziert, Lücken aufzuholen.

«Wir müssen zu neuen Arbeitsmodellen übergehen. Teilzeitarbeit, wie sie derzeit in der Schweiz sehr präsent ist, wird in Zukunft nur eine Option unter vielen sein.»

Home Office als Alternative

Anstelle von Quantität wird beim Home Office mehr auf Flexibilität gesetzt. Dank der Arbeit von zu Hause aus kann etwa 30% mehr Zeit eingespart werden. Grösste Flexibilität geniessen natürlich auch Selbstständigerwerbende. Ein Modell, das aber nicht allen passt. Für diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, sich selbständig zu machen, ist daher auch das Jobsharing eine interessante Alternative. Für Françoise Piron ist jedenfalls eines sicher: «Wir müssen zu neuen Arbeitsmodellen übergehen. Teilzeitarbeit, wie sie derzeit in der Schweiz sehr präsent ist, wird in Zukunft nur eine Option unter vielen sein.»

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