Fristlose Kündigung – 7 Dinge, die man wissen muss

Chef, der seinen Mitarbeiter rauskickt

Eine Kündigung ist in der Regel ein einschneidendes Erlebnis im beruflichen Leben eines Angestellten – und in vielen Fällen auch für den Arbeitgeber nicht unbedeutend. Doch kaum ein aufgelöstes Arbeitsverhältnis ist so prägend wie die fristlose Kündigung. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Fakten zur fristlosen Kündigung in der Schweiz und was Arbeitgeber dabei zu beachten haben.

1. Was ist eine fristlose Kündigung?

Die fristlose Kündigung erfolgt, wie der Name vermuten lässt, ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist. Ein Mitarbeiter wird, im Falle einer fristlosen Kündigung in der Regel sofort freigestellt und das Arbeitsverhältnis aufgelöst. Der grösste Unterschied zu einer „gewöhnlichen Kündigung“ liegt aber nicht nur in der sofortigen Ausführung der Kündigung, sondern auch in deren Begründung. Denn eine fristlose Kündigung kann nur unter bestimmten Bedingungen ausgesprochen werden.

2. Gründe für fristlose Kündigung

Während eine reguläre Kündigung rechtlich auch ohne Angabe von Gründen im Rahmen der geregelten Frist aufgelöst werden kann, müssen für eine fristlose Auflösung des Arbeitsverhältnisses stets wichtige Gründe vorliegen. Diese wichtigen Gründe werden vom Obligationenrecht als „jeder Umstand, bei dessen Vorhandensein dem Kündigenden nach Treu und Glauben die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nicht mehr zugemutet werden kann“ (OR 337 Abs. 2) definiert. Hier findet man nun auch einen der grössten Streitpunkte bei fristlosen Kündigungen, da ein wichtiger Grund nach diesen Umständen nur schwer objektiv definiert werden kann und im Streitfall im Ermessen des Richters liegt (Beweislast für den wichtigen Grund). Diese Unzumutbarkeit eines wichtigen Grundes ist auch die Basis für den nächsten Punkt.

3. Der Zeitpunkt der fristlosen Kündigung in der Schweiz ist egal

Da die fristlose Kündigung durch den triftigen Grund legitimiert wird, der eine zukünftige Zusammenarbeit unzumutbar macht, gibt es keinen falschen Zeitpunkt für die fristlose Kündigung. Die fristlose Kündigung kann also nicht nur während der normalen Anstellung erfolgen, sondern auch während der Probezeit, regulären Sperrzeiten (Militärdienst oder Krankheit) oder sogar während der Schwangerschaft. Die vorliegenden Umstände rechtfertigen in diesem Fall die Kündigung innerhalb dieser sonst für Kündigungen gesperrten Zeiten

4. Fristlose Kündigung von beiden Seiten

Die fristlose Kündigung kann von beiden Seiten erfolgen. Es spielt also keine Rolle, ob ein Arbeitgeber unzumutbare Umstände kreiert oder ein Arbeitnehmer seine Arbeit in einer Weise verrichtet, die das Fortführen des Arbeitsverhältnisses nicht mehr zulässt. Hierbei gilt: Es kann entweder nach „besonders schweren Verfehlungen“ oder „trotz Verwarnung wiederholt begangener weniger schweren Verfehlungen“ gekündigt werden.

5. Welche Gründe reichen für den Arbeitgeber für eine fristlose Kündigung aus?

Schwere Verfehlungen umfassen unter anderem: Bestechung oder Annahme von Bestechungsgeldern, Drohungen, körperliche Verletzungen oder schwere Beleidigungen von Mitarbeitern oder Kunden. Auch Diebstahl oder die Veruntreuung von Konten und Firmengeldern sind als schwere Verfehlung zu sehen. Wichtige Gründe und die Schwere der Verfehlung müssen in jedem Fall unter Anbetracht der vorliegenden Umstände und Auswirkungen individuell beurteilt werden.
Weniger schwere Verfehlungen müssen wiederholt erfolgen und es muss eine Verwarnung ausgesprochen worden sein. Beispiele für zulässige minderschwere Verfehlungen, die nach wiederholter Ausführung ebenfalls zu einer fristlosen Kündigung führen können, sind: wiederholte unentschuldigte Absenzen, regelmässige Unpünktlichkeit, Missachtungen von Anweisungen des Arbeitgebers, durch Eigenverschulden ausgelöste Nichterfüllung der Arbeit.

6. Wichtige Gründe für Arbeitnehmer

Für Arbeitnehmer sehen die Gründe für eine fristlose Kündigung etwas anders aus. Hier kommen ausbleibende Lohnzahlungen, Persönlichkeitsverletzungen oder die Verletzung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers in Frage. Substantielle ausbleibende Lohnzahlungen können nach einer schriftlichen Verwarnung des Arbeitgebers ebenfalls eine fristlose Kündigung eines Arbeitnehmers rechtfertigen.
Zu den schweren Persönlichkeitsverletzungen am Arbeitsplatz zählen unter anderem funktionale Degradierungen, unbegründeter unerwartet Entzug von Verantwortungen, Projekten oder Prokura. Als schwerwiegende Verletzung der Fürsorgepflicht wertet das Gesetz geduldetes oder befürwortetes Mobbing und sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz, Aufforderungen zu widerrechtlichen Handlungen durch den Arbeitgeber oder Verletzung von Arbeitsschutzmassnahmen.

7. Möglichkeiten bei einer fristlosen Kündigung ohne Grund

Sollte ein Arbeitnehmer grundlos fristlos entlassen werden, hat er das Recht, arbeitsrechtlich gegen die Kündigung vorzugehen. Sollte ein Gericht zum Schluss kommen, dass die fristlose Entlassung juristisch nicht gerechtfertigt war, hat ein Arbeitnehmer nicht nur Anspruch auf das Gehalt, welches er bis zur ordentlichen Kündigung verdient hätte, sondern das Gericht kann einen Arbeitgeber ausserdem verpflichten, einem zu Unrecht fristlos gekündigten Arbeitnehmer eine Entschädigung in der Höhe von bis zu sechs Monatslöhnen zu bezahlen.
Eine fristlose Kündigung sollte daher gut überlegt sein und nicht aus einem emotionalen Bauchgefühl ausgesprochen werden. Das Gespräch mit dem Mitarbeiter und die ordentliche Kündigung sind stets einer fristlosen Kündigung vorzuziehen.
Sie wollen noch mehr zum Thema wissen? Auf unserem Blog finden sie unter anderem Beiträge zu “Fünf Dinge, die Sie bei der ordentlichen Kündigung beachten sollten” und «Kündigung ohne Grund – Die rechtlichen Rahmenbedingungen«.

 

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