Teilzeitarbeit: für Unternehmen ein lohnendes Modell

Teilzeitarbeit ist laut einer Studie der deutschen Hans-Böckler-Stiftung in der Schweiz weit verbreitet. Nicht nur für Mitarbeitende kann dieses Arbeitszeitmodell attraktiv sein, auch die Unternehmen profitieren. Denn flexible Arbeitszeiten, wie sie bei der Teilzeitarbeit möglich sind, erlauben einen passgenauen Einsatz der Arbeitnehmer. Das senkt die Personalkosten und erhöht die Anpassungsfähigkeit des Arbeitgebers an wechselnde Auftragslagen und Arbeitsbelastungen. Teilzeitlich tätige Mitarbeitende schätzen die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die attraktive Work-Life-Balance.

Die aktuelle Situation in der Schweiz

Der Anteil an Teilzeitarbeit hat in den letzten 15 Jahren insgesamt um rund 10 % zugenommen, insbesondere der Anteil von Frauen in diesem Arbeitszeitmodell wächst. Zurzeit (Stand Februar 2016) arbeiten nach Angaben des Bundesamtes für Statistik nur 41,3 % der Frauen Vollzeit, während es bei den Männern 83,6 % sind. 34,2 % der Frauen arbeiten 50 bis 89 % der regulären Arbeitszeit (Männer 10,3 %), 24,5 % arbeiten weniger als 50 % (Männer 6,1 %). Damit zeigt sich deutlich: Teilzeitarbeit ist vor allem bei den Frauen sehr beliebt. Es sind immer noch die Frauen, die bei Familie eher zu Hause bleiben und Pensum reduzieren. Aber auch das Interesse der Männer an einer Teilzeitbeschäftigung wächst. Denn auch sie müssen vermehrt die Doppelbelastung von Familie und Beruf tragen oder wünschen sich mehr Freizeit. Für Arbeitgeber bedeutet die Teilzeitarbeit die Möglichkeit, neue Potenziale zu erschliessen.

Mit Teilzeitarbeit Fachkräfte sichern

Viele Branchen spüren den zunehmenden Mangel an Fachkräften. IT-Spezialisten oder Ingenieure sind schwer zu finden. Unternehmen haben über attraktive Stellenausschreibungen in einem Teilzeitmodell die Chance, sich die begehrten Fachkräfte leichter zu sichern. Denn insbesondere Grossunternehmen zeigen sich bisher vergleichsweise schwerfällig und wenig flexibel – insbesondere bei folgenden Gruppen:

  • Eltern: Eine Teilzeitstelle lässt Frauen nach der Baby-Pause schneller in das Berufsleben zurückkehren und ihr Wissen aktuell halten. So ist ein späterer Volleinstieg einfacher zu bewerkstelligen. Die Mehrzahl der Frauen möchte auch mit Kind arbeiten. Der Mann als Versorger und die Frau als Hausfrau entsprechen nicht mehr dem präferierten Rollenmodell. Auch mit Kind wünschen sich Frauen (finanzielle) Unabhängigkeit. Väter dagegen wünschen, aktiv am Familienleben teilhaben zu können. Sie möchten nicht mehr allein auf die Rolle als Ernährer beschränkt werden. Entsprechend hoch sind Motivation und Leistungsbereitschaft.
  • Studierende: Viele Studierende benötigen einen Job, um sich das Studium zu finanzieren. Sie bringen für vergleichsweise geringe Löhne aktuell erworbenes Wissen ein, wovon das Unternehmen profitieren kann. Zusätzlich bleiben viele Studierende nach dem Abschluss im Unternehmen, wenn Arbeitsklima und gebotenes Salär stimmen.
  • Arbeitnehmer in Weiterbildung: Weiterbildung ist in der heutigen Arbeitswelt ein Muss. Mit einer Vollzeitstelle sind diese Massnahmen meist nicht zu vereinbaren. Ein Job in Teilzeitarbeit dagegen ist möglich.
  • Ältere Mitarbeitende: Die Erfahrung älterer Mitarbeitender ist oft unbezahlbar. Teilzeitarbeit eröffnet hier Chancen für beide Seiten. Mitarbeitende können sich über die reduzierte Arbeitszeit schrittweise auf die Pension vorbereiten oder als Pensionär beispielsweise als Coach weiterhin stundenweise arbeiten.

Teilzeitarbeit erhöht die Flexibilität

Insbesondere im Detailhandel, im Gesundheitswesen oder in der öffentlichen Verwaltung bieten viele Arbeitgeber flexible Teilzeitstellen an. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Mitarbeitenden können gezielt zu Spitzenzeiten oder bei langen Öffnungszeiten in den Randstunden eingesetzt werden. Das senkt die Aufwendungen für den Lohn. Des Weiteren sinkt der Bedarf an Mitarbeitenden, da ihre Arbeitsstunden bedarfsgerecht geplant werden können. Das zeigt sich sehr deutlich in der Gesundheitspflege. In den Morgenstunden finden viele Untersuchungen und Eingriffe statt, zugleich benötigt eine grosse Zahl Patienten Unterstützung und Pflege. Ab der Mittagszeit sinkt der Bedarf an Arbeitskraft. Teilzeitarbeit stellt hier eine ideale Lösung dar, die bei sehr guter Kosteneffektivität eine hohe Versorgungsqualität sicherstellt.

Faire Rahmenbedingungen schaffen

Teilzeitmitarbeitende profitieren von der Flexibilität sowie der guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie müssen aber auch einen gravierenden Nachteil hinnehmen: Sie erhalten weniger Rente. Mindestens 84.600 Franken pro Jahr müssen Arbeitnehmer verdienen, um die volle AHV-Rente in Höhe von 2.350 Franken (Stand 2016) zu erwirtschaften. Das ermöglicht kaum eine Teilzeitstelle. Mit geringem Arbeitspensum und niedrigem Lohn ist nur die Minimalrente in Höhe von derzeit 1.175 Franken zu erwarten. Ein Anrecht auf die Aufnahme in die Pensionskasse mit Arbeitgeberanteilen besteht erst ab einem Jahresverdienst von mindestens 21.150 Franken. Unternehmen, die Fachkräfte über Teilzeitarbeit binden möchten, sollten darauf achten, dass die Pensionskasse einen reduzierten Koordinationsabzug für Teilzeitarbeitende bietet.
 
(Bild: Thinkstock, Jacob Ammentorp Lund)

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