Work-Life-Balance war gestern – Work-Life-Blending ist heute

Seit Jahren gehört der – nicht unumstrittene – Terminus Work-Life-Balance im HR zum Standardvokabular und wird von Arbeitgebern bewusst als Modewort eingesetzt, um (potenziellen) Mitarbeitenden ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben zu suggerieren. Die strikte Abgrenzung zwischen Work und Life wird jedoch vermehrt in Frage gestellt: Grenzen verschwimmen, Berufliches und Privates vermischen sich und ein neuer Begriff ist im Anmarsch. Was steckt dahinter?
Work-Life

Work-Life-Balance in den Köpfen der Arbeitnehmer noch sehr verankert

Laut einer Umfrage, die JobCloud dieses Jahr gemeinsam mit dem LINK Institut durchgeführt hat, gaben ca. 80% der Befragten an, dass für sie eine Work-Life-Balance über ihrer Karriere steht. Im Vergleich dazu betonten lediglich 40%, dass ihnen ihre Karriere sehr wichtig ist. Dieses Ergebnis zeigt zum einen, welch hohen Stellenwert das Trennen von Arbeit und Freizeit bei den Arbeitnehmern nach wie vor hat, und verdeutlicht zum anderen, dass Karriere und Privatleben vielfach in einem Konkurrenzverhältnis zueinander stehen. Denn der Terminus Work-Life-Balance steht für eine strikte Trennung zwischen Arbeit und Leben, so als wäre Life der angenehme und Work nur der notwendige, lästige Teil des Lebens. Dies ist in vielen Fällen nicht mehr zeitgemäss.

Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance

In letzter Zeit macht in diesem Zusammenhang vermehrt der Begriff des Work-Life-Blending die Runden. Dabei geht es darum, dass sich Berufs- und Privatleben vermischen und Work und Life ineinander verschmelzen. Mitarbeitende kommen am Morgen mal später ins Büro, sind länger in der Mittagspause oder gehen am Nachmittag privaten Terminen nach und Home-Office wird zu einer gängigen Praxis. Im Gegenzug wird von ihnen verlangt und erwartet, auch in späten Abendstunden verfügbar zu sein, immer und überall E-Mails zu beantworten und auch an den Wochenenden erreichbar zu sein; so kann schon mal ein Meeting mitten in den Ferien vorkommen oder die Abgabe eines Projektes vor das Familienleben zu Hause gestellt werden.
Dieses Blending – Englisch für Vermischung – bringt für Mitarbeitende einerseits mehr Flexibilität und Freiraum; sie können leichter und ohne schlechtes Gewissen Privatangelegenheiten während der Arbeitszeit erledigen und profitieren von der Möglichkeit, sich ihre Tätigkeiten selber einzuteilen. Andererseits steigt der Druck enorm. Selbstdisziplin und Eigenverantwortung sind extrem wichtig, um die erwarteten Leistungen zu erbringen und nicht der Verlockung zu verfallen, die Freizeit auf Kosten der Arbeit in den Vordergrund zu stellen. Nicht alle sind diesem Druck gewachsen und imstande, sich die Arbeit so einzuteilen, um alles zeitgerecht zu erledigen. Auch das Gegenteil kann passieren und das eigene Bedürfnis nach Regeneration und Pausen vergessen werden. Das buchstäbliche Abschalten ist kaum mehr möglich, was Gesundheitsprobleme zur Folge haben kann.
Firmen wie Google leben dieses Work-Life-Blending bereits aus und sind stolz auf ihre offene Unternehmenskultur, erwarten aber dementsprechend extrem viel von ihrem Personal. Das Modell ist vor allem für Arbeitgeber sehr attraktiv, weil sie aufgrund der Freiheiten, die sie ihren Mitarbeitenden gewähren, von diesen mehr Flexibilität erwarten und immer auf sie zählen können – die Arbeit wird zum integrierten Bestandteil des „gewöhnlichen“ Lebens. Nichts mehr also mit Work auf der einen und Life auf der anderen Seite, es kommt zur einer Art Einheit, bei der Grenzen verschwinden. Die erwähnten Risiken und Gefahren sind jedoch zu bedenken und es gibt nach wie vor viele Branchen, in denen eine solche Verschmelzung gar nicht möglich ist. Vor allem bei manuellen Tätigkeiten ist eine physische Präsenz zu genau definierten Zeiten unvermeidbar.
Work-Life-Blending kann sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer eine Chance für neue Arbeitsmodelle sein, ohne dabei jedoch die Nachteile zu vergessen. Daher ist ganz genau zu bedenken, ob dieses Modell in Frage kommt, welche Freiheiten ein Unternehmen den Mitarbeitenden damit geben will und welche Erwartungen im Gegenzug dazu ihre Berechtigung haben. Ob sich der Terminus etablieren wird und welche Veränderungen im Arbeitsmarkt damit bevorstehen, bleibt abzuwarten. Ein interessanter Trend, den es zu verfolgen gilt, ist es allemal.

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