„Jobsharing finden wir eine tolle Sache, solange es nicht in unserem Unternehmen passiert“, so könnte man den aktuellen Tenor in der Wirtschaft zu diesem Arbeitsmodell beschreiben. Weil wir uns aber nicht mit der Mainstream-Meinung zu Jobsharing zufriedengeben, waren wir umso gespannter auf das zweite internationale Colloquium „Job & Topsharing“ in Basel. Neben der Diskussion zur Nachhaltigkeit von Jobsharing gab es auch Panels, an denen anhand von Fallstudien die Vorteile von Jobsharing aufgezeigt wurden. Hier einige Highlights.
Talent Management Thematik in internationaler Atmosphäre
Etwa 200 Teilnehmende aus zwölf Nationen fanden sich im Campus Novartis in Basel zusammen, um sich zum Thema Jobsharing/Topsharing auszutauschen. Obwohl das Arbeitsmodell Jobsharing nicht ganz neu ist – es wurde bereits in den 1970er Jahren in US-amerikanischer Literatur erwähnt – ist es heute noch nicht wirklich angekommen, steht vor Herausforderungen und muss mit Vorurteilen kämpfen. So etwa war Adèle Thorens, die ihre Stelle als Co-Präsidium der Grünen von 2012 bis 2016 im Jobsharing ausübte, mit Fragen wie „Wer von euch zwei ist nun der wirkliche Chef?“ konfrontiert. Ihr Lerneffekt war, dass viel Koordination und eine durchdachte Kommunikation notwendig waren, um über die funktionierende Parteiführung im Jobsharing zu überzeugen.

Human Resource: Jobsharing in der Welt
Die Teilnehmerinnen am runden Tisch zum Thema „Jobsharing in der Welt“ zeigt auf, dass das Potenzial von Jobsharing gross ist. Sie waren sich einig darin, dass der Wunsch nach Teilzeit in vielen Bereichen besteht und Jobsharing diesem Bedürfnis nachkommen könnte. Jedoch müsse sich dieses flexible Arbeitszeitmodell vielfach erst noch etablieren. Nachdenklich stimmte die Vertreterin aus Ungarn, die auf die schlechten Löhne und die hohen Mietkosten im Land hinwies und betonte, dass Teilzeit und Jobsharing in der aktuellen Situation für viele nicht in Frage kommen kann.
Bei zwei Panels am Nachmittag berichteten Jobsharing Paare von Firmen wie Swisscom und Swiss Mobiliar über ihre Erfahrungen und zeigten so auf, dass Jobsharing in Unternehmen eine echte Alternative für bestehende Arbeitsmodelle darstellt und funktionieren kann. Gegenseitiges Vertrauen, Flexibilität sowie eine transparente Kommunikation zwischen den Jobsharing-Partnern wurden genauso als wesentliche Kriterien betont, wie ein offenes Mindset des Teams und die Unterstützung der Vorgesetzten. Trotz allem wurde deutlich, dass Firmen, die Jobsharing anbieten, eindeutig noch in der Minderheit sind und es vor allem für kleinere Unternehmen noch Hindernisse gibt, dieses Arbeitsmodell einzuführen. Ein Risiko im Jobsharing kann vorkommen, wenn einer der Jobsharing-Partner kündigt.
Am Ende des Kolloquiums wurden erfolgreiche Jobsharing-Paare ausgezeichnet. Alle drei Gewinner zeigten auf, dass Jobsharing sehr gut funktionieren kann, jedoch auch Disziplin und Vertrauen erfordert. Manuela Vollmann holte gemeinsam mit ihrem Duo Daniela Schallert den ersten Preis. Die beiden sind seit 2007 im Jobsharing Geschäftsführerinnen von abz Austria. „Unsere Erfahrung zeigt: Geteilte Macht sichert Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit von Entscheidungen und das sichert Lebensqualität auf allen Ebenen“, so Vollmann.







