Verhaltene Zuversicht im Arbeitsmarkt
Die Schweizer Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 moderat gewachsen, mit einem um 0,7 % erhöhten BIP, wobei das Wachstum hauptsächlich durch den Dienstleistungssektor getragen wurde. Die Beschäftigung setzte ihren moderaten Aufwärtstrend fort und stieg im Jahresvergleich um 0,6 %, was darauf hindeutet, dass Unternehmen zunehmend optimistisch sind.
Dies hat sich jedoch nicht vollständig in der Einstellungsaktivität niedergeschlagen. Laut Stellenbörsendaten war die Zahl der Stellenausschreibungen im ersten Quartal 2025 -16,3 % niedriger als im gleichen Quartal des Vorjahres. Weniger offene Stellen deuten auf selektive Einstellungspraktiken hin, bieten aber auch Arbeitgebern Chancen: weniger Wettbewerb um Talente kann die Sichtbarkeit und Reaktion auf offene Positionen verbessern.
Quelle: BFS
Junge und ausländische Arbeitskräfte: Verwundbarer im aktuellen Markt
Die nationale Arbeitslosenquote bleibt stabil bei 2,8 %, doch nicht alle Gruppen sind gleich betroffen. Jugendarbeitslosigkeit und Arbeitslosigkeit unter Nicht-Schweizern sind weiterhin deutlich höher und unterstreichen anhaltende Herausforderungen im Arbeitsmarkt.
Da die Nachfrage nach Berufseinsteigern (insbesondere im Gesundheitswesen, MINT-Bereich* und Dienstleistungssektor) steigt, haben Arbeitgeber die Möglichkeit, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und gleichzeitig ihre Belegschaft vielfältiger zu gestalten.
Diversity & Inclusion: Eine strategische Stärke bei Einstellungen
In der heutigen wettbewerbsintensiven Talentlandschaft sind Diversity und Inclusion (D&I) entscheidend für die Gewinnung von Nachwuchstalenten. Laut einer aktuellen Studie sagen 53 % der 16–24-Jährigen, dass vielfältige Arbeitsplätze ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers sind.
Quelle: JobCloud – YouGov Studie (2024)
Bei der Förderung von Diversity und Inclusion wurden zwar Fortschritte erzielt, doch bestehen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt weiterhin Herausforderungen. Frauen sind nach wie vor mit einem erheblichen geschlechtsspezifischen Lohngefälle von 18 % konfrontiert, das deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 13,1 % liegt. Zwar sind mehr Frauen erwerbstätig, doch arbeiten viele von ihnen in Teilzeit. Ein strukturelles Ungleichgewicht, das tiefere Probleme hinsichtlich der Vollzeitbeschäftigung und der Lohngleichheit widerspiegelt. Gleichzeitig sind ältere Arbeitssuchende nach wie vor mit Vorurteilen konfrontiert, insbesondere im privaten Sektor, wo der gesetzliche Schutz begrenzt ist.
Forschungen zeigen, dass Unternehmen mit starken D&I-Praktiken nicht nur besser abschneiden, sondern auch Talente effektiver halten, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Beispielsweise erzielen Unternehmen mit vielfältigen Führungsteams eine um bis zu 39 % höhere Rentabilität als ihre Mitbewerber. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass ein effektives Diversity-Management das Engagement der Mitarbeitende deutlich steigert, was zu einer höheren Motivation und Arbeitszufriedenheit führt.
Quelle: McKinsey (2023)
Was Arbeitgeber jetzt tun können
Da sich der Arbeitsmarkt verändert, ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Arbeitgeber, ihre Positionierung gegenüber Talenten zu überdenken. Unternehmen, die eine integrative Unternehmenskultur, flexible Arbeitsmodelle und klare Entwicklungsmöglichkeiten bieten, heben sich besonders dann von der Masse ab, wenn Arbeitssuchende wählerischer und sozialbewusster sind.
Wichtige Massnahmen:
- Überprüfen Sie Stellenanzeigen auf inklusive Sprache und realistische Anforderungen.
- Fördern Sie Flexibilität, psychische Gesundheit und Wachstumschancen.
- Heben Sie interne Initiativen hervor, die Fairness und Vielfalt fördern.
Diese sind nicht nur Branding-Taktiken, sondern entscheidende Botschaften, die die heutige Belegschaft sucht und erwartet.
*MINT-Berufe umfassen Berufe, die in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) tätig sind