Haben Sie auch schon mal einen Korb bekommen? Ich schon, und es war nicht gerade lustig, wenn bei der Sek-Disco im Zivilschutzkeller in Niederuzwil die schönsten Mädchen (zu meinem Erstaunen…) doch tatsächlich die 3:21 Minuten von Lady in Black mit einem anderen Typen verbringen wollten. Für alle Leserinnen und Leser der Generation Y – so klang der Soundtrack zu den Slow-Runden früher:
Einen Korb, also eine Absage zu erhalten, ist in keiner Lebenssituation lustig. Schon gar nicht, wenn damit die Hoffnungen auf einen neuen Job zerstört werden. Vor wenigen Tagen hat der Tages-Anzeiger eine Hitparade der peinlichsten Absagen zusammengestellt. Im Westen nichts Neues, werden Sie sich als HR-Profi nun ja vielleicht sagen, kennen wir. Doch es lohnt sich, das Thema nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn Absagen sind nichts anderes als ein Instrument im Employer Branding.
Alles Employer Branding, oder was?
Die Employer Branding – Stellenanzeige. Messeauftritte. Alpha Companies. Video sowieso. Facebook. Zeitungsbeilagen. Werbekampagnen. Kununu. Im Moment, so scheint mir, ist alles irgendwie Employer Branding. Jedes Medium ist jetzt einfach mal Employer Branding. Früher machte man in „Personalmarketing“, jetzt hat, so scheint es mir, hat die Personalerszene und vor allen die Beraterwelt mal wieder ein neues Lieblingswort. Dabei haben Medien und Kommunikationskanäle nur am Rande mit Employer Branding, also der Entwicklung und die Pflege einer Arbeitgebermarke, zu tun. Übrigens – wenn Sie sich mit dem Thema befassen, sei Ihnen das Buch Employer Branding von Professor Dr. Armin Trost sehr ans Herz gelegt. Haben Sie keine Angst vor dem Professor: Das Werk ist keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern liest sich wunderbar leicht, ist sehr praxisnah und enthält viele konkrete Anwendungsbeispiele. Und Absagen, ja, das ist so ein konkretes Anwendungsbeispiel für Employer Branding.
Anständig einen Korb geben
Beim Absagen kann man vieles falsch machen. Mit fatalen Folgen: Was denken Sie, woran ein über die Art und Weise der Absage verärgerter Bewerber beim nächsten Kaufentscheid denkt? Absagen sind ein echtes Reputationsrisiko, nicht nur für die Arbeitgebermarke, sondern für das Renommee des ganzen Unternehmens und seiner Produkte. Das Abstrafen erfolgt immer mehr auch in den sozialen Medien – das Dampf ablassen ist einfach und die Erfahrungen sind in Bruchteilen von Sekunden in die ganzen Welt hinausposaunt. Praktisch unwiderruflich. Haben Sie schon einmal auf Kununu nachgeschaut, was Bewerber/-innen über Ihr Unternehmen sagen? (Ach so, Sie finden dieses Kununu eh nicht relevant? Meine Gegenfrage: Sind Sie Bewerberin oder Bewerber?)
Es lohnt sich also, gerade in diesen ungeliebten Prozessschritt in der Personalarbeit ein wenig mehr Gedanken und Herzblut zu investieren, andernfalls passiert Ihnen vielleicht das. Eines ist klar: Eine Bewerbung ist ein Vertrauensbeweis in die Arbeitgebermarke. Und ein ganz starker dazu. Betrachten Sie also jede Bewerbung unter diesem Aspekt. Das ist Employer Branding pur. Und das Schöne dabei: Es ist doch gar nicht so schwer – hier meine drei Tipps:
- Persönliche Absagen wären natürlich das Nonplusultra – angesichts der Massen an Bewerbungen jedoch eine Utopie. Investieren Sie also in gute, wertschätzende Absageschreiben oder –Mails. Sie verschicken vermutlich hunderte, ja tausende solcher Briefe, stimmt’s? Und wer hat sie getextet? Investieren Sie doch einmal wenige hundert Franken in eine Texterin oder in einen Texter und frischen Sie Ihre Absageschreiben auf. Oder holen Sie sich hier Inspirationen.
- Seien Sie ehrlich. Ehrlichkeit ist die Währung, die in die Arbeitgebermarke einzahlt. Auch wenn es manchmal vielleicht hart und unangenehm ist. Nicht umsonst sagt der Volksmund: Ehrlich währt am Längsten. Aus meiner Erfahrung sind viele Bewerberinnen und Bewerber dankbar, wenn man Ihnen die konkreten Gründe sagt und so eine Möglichkeit zur Verbesserung gibt.
- Versuchen Sie, zeitnah zu kommunizieren und bei einem längeren Auswahlprozess den ungefähren Zeitrahmen abzustecken.
Gewissen Personen müsste man ja noch einen vierten Tipp nachschieben – traurig, aber wahr. Er lautet: Bequemen Sie sich gefälligst überhaupt dazu, den Bewerberinnen und Bewerbern eine Antwort zu geben. Gopfriedstutz nochmal!