6 Antworten zum Recruiting-Tool von Facebook – und dessen Auswirkung auf die Schweiz

Seit Jahren schon nutzen Unternehmen Facebook auch für die Rekrutierung – beispielsweise, indem sie ihre Stellenangebote auf dem Unternehmensprofil teilen. Nun hat das weltweit grösste soziale Netzwerk ein neues Feature lanciert, das es Unternehmen ermöglicht, ihre Stellen direkt auf Facebook auszuschreiben – vorerst nur in den USA und in Kanada. Neben der Frage, was das neue Feature alles kann, ist auch noch offen, was eine Einführung für den Schweizer Markt bedeuten würde.
„Social Recruiting“ heisst das Stichwort, das HR-Experten immer häufiger beschäftigt. Gemeint sind damit drei Dinge: das Teilen von Jobangeboten, die gezielte Ansprache von potenziellen Kandidaten auf sozialen Netzwerken und bezahlte Werbung auf Social Channels, mit welcher Inserate auf Jobplattformen beworben werden. Ebenfalls versuchen die Netzwerkplattformen Xing und LinkedIn, ihren Kunden kostenpflichtige Recruiting-Lösungen anzubieten. Nun scheint es so, als möchte Facebook ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Doch ist das auch wirklich möglich?
6 Antworten zum Recruiting-Tool von Facebook

  1. Was kann Facebook Jobs?

Das neue Feature erlaubt es Unternehmen, ihren Profilseiten einen „Jobs“ Tab hinzuzufügen und in diesem Tab kostenlos aktuelle Stellenanzeigen aufzuschalten. Die Anzeigen werden dann in einem Format, das sich von klassischen Status-Updates unterscheidet, in die Newsfeeds der Unternehmens-Follower eingespeist. Zusätzlich haben Unternehmen die Möglichkeit, ihre Stelleninserate auch als kostenpflichtige Anzeigen an eine definierte Zielgruppe auszuspielen. Interessierte Kandidaten bewerben sich direkt via „Apply Button“ beim Unternehmen, die Bewerbungen landen im Facebook-Postfach des Unternehmens.

  1. Wem hilft die neue Funktion?

Von der neuen Funktion profitieren Unternehmen, die bisher kaum oder nur wenige Ressourcen in ihre Rekrutierungsprozesse gesteckt haben. Sie erreichen durch das neue Feature mit wenig Aufwand passiv oder latent Stellensuchende, Studierende, kurzfristige Arbeitssuchende, Temporär-Stellensuchende und Kandidaten, die nicht auf Business-Netzwerken registriert sind. Für Jobsuchende bietet Facebook damit einen weiteren Kanal an, um an interessante Stellenangebote zu kommen. Allerdings wird Facebook nicht zum Stellenportal: Stellensuchende werden mit aktuellen Versionen des Tools keine Übersicht über den globalen Stellenmarkt erhalten und nicht aktiv nach Stellen suchen können. Unternehmen erreichen so nur diejenigen Facebook-Nutzer, die bereits ihrer Seite folgen oder von Personen in ihrem Netzwerk via Kommentar oder „Teilen“-Funktion auf die Stelle aufmerksam gemacht werden.
Wie profitiert davon Facebook? Das soziale Netzwerkerarbeitet sich mit dem neuen Feature Zugang zum Rekrutierungsmarkt, der bisher von klassischen Stellenportalen und Business-Netzwerken wie LinkedIn oder Xing dominiert war, und erweitert damit sein Angebot an Dienstleistungen „für das reale Leben“.

  1. Was müssen Unternehmen beachten?

Mit kostenlosen Stellenanzeigen ein riesiges Publikum erreichen – so lautet das Versprechen von Facebook. Das funktioniert aber nur, wenn die Community der Unternehmensseite – die Anzahl User, die die Seite geliket haben – entsprechend gross ist. Oder wenn die Anzeigen mit zusätzlichem Budget beworben werden. Und: Die Bewerbungen kommen per Facebook Messenger zum Unternehmen. Einerseits ist das formell schwieriger zu bearbeiten und andererseits müssen die HR-Verantwortlichen den Messenger als zusätzlichen Kanal betreuen. Allerdings nutzen viele Unternehmen Facebook auch als Customer Service Tool, lassen den Messenger also vom Kundenservice oder der Kommunikationsabteilung betreuen, um Reklamationen oder Produktfragen zu beantworten. Diese bekämen durch das neue Feature direkten Einblick in eingehende Bewerbungen, was für HR- oder Compliance-Richtlinien von vielen Firmen ein Problem darstellen könnte.

  1. Welche Risiken entstehen für Bewerber?

Die meisten Facebook-User nutzen die Plattform in erster Linie als Privatpersonen. Entsprechend ist das Profil privat gestaltet. Wer sich als Facebook-User über dieses Tool bewirbt, muss sich bewusst sein, dass ein potenzieller Arbeitgeber einen direkten Link zum Profil bekommt und Postings sieht, die mit deren beruflichen Ambitionen nichts zu tun haben oder im schlimmsten Fall sogar in einem Konflikt zueinander stehen.

  1. Wann führt Facebook das Job Feature in der Schweiz ein?

Ein Startdatum für das Feature in der Schweiz ist noch nicht bekannt. Auch die rechtliche Situation in der Schweiz ist noch unklar. Insbesondere die Tatsache, dass Bewerbungen direkt via Messenger an den potenziellen Arbeitgeber gelangen, könnte beim Datenschutz zu rechtlichen Schwierigkeiten führen, solange nicht genau geklärt ist, wer die Daten einsehen kann. Hinzu kommt die Frage, wie Facebook mit den Lebensläufen und anderen beruflichen Angaben umgeht: Ist die Privatsphäre gewährleistet? Kann Facebook die Daten einsehen und sammeln? Jobsuchenden sollte bewusst sein, dass sie bei einer Bewerbung über Facebook beziehungsweise Facebook Messenger ihre Daten nicht nur dem potenziellen Arbeitgeber, sondern auch dem sozialen Netzwerk zur Verfügung stellen.

  1. Was bedeutet das Feature für JobCloud?

„Eine spannende Entwicklung, die noch ganz am Anfang steht“, sagt Renato Profico, CEO von JobCloud, „aber neu ist das nicht“. Bereits heute würden viele kleine und mittelständische Unternehmen Facebook nutzen, um sich zu positionieren – nicht nur als Dienstleister oder Hersteller, sondern auch als Arbeitgeber. Einige Unternehmen nutzen Facebook auch bereits, um ihre bestehenden Stelleninserate zu teilen. „Dafür bieten Stellenportale wie jobs.ch oder jobup.ch Kundennähe, einen Service und detaillierte Kandidatenpools, die Facebook nicht hat. Stellensuchende können mittels Suchfunktion nach passenden Angeboten suchen, auf alle Inserate einer Firma zugreifen, Unternehmen durch Portraits und Videos besser kennen lernen oder von Tipps und Unterstützung durch unseren Job Coach profitieren», erklärt Profico, «Unsere Stellenportale profitieren von einer sehr hohen Glaubwürdigkeit und einem bewährten, sowohl für Kandidaten als auch für Unternehmen einfachen und sicheren Bewerbungsvorgang. Privates und Berufliches sind klar getrennt.»
Sollte das Facebook Feature aber auch in die Schweiz kommen, könnte es für kleinere Unternehmen interessant sein, dieses zu testen oder als zusätzliche Ausschreibungsplattform zu nutzen. Profico: „Eine JobCloud Studie aus 2016 zeigt, dass Sorge um den Datenschutz besteht, wenn es darum geht, den Lebenslauf online zu hinterlegen oder per Smartphone zu verschicken. Ob bei den Schweizern Stellensuchenden vielleicht eine Hemmschwelle besteht, diese Daten via Facebook zu verschicken beziehungsweise sich via privatem Facebook-Profil auf eine Stelle zu bewerben, wird sich erst zeigen, wenn das Tool auch in der Schweiz verfügbar ist und genutzt wird.“

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