Die 5 häufigsten Irrtümer über mentale Gesundheit in Unternehmen – und warum sie gefährlich sind
«Psychische Belastung? Die hat man halt mal – da muss man durch.»
Solche Sätze hört man (leider) immer noch viel zu oft in Unternehmen. Dabei wissen wir es eigentlich besser: Mentale Gesundheit ist längst ein wirtschaftlicher und kultureller Erfolgsfaktor. Und trotzdem hält sich der Irrglaube hartnäckig, dass das Thema irgendwie «Privatsache» ist. Zeit für einen Realitätscheck. Hier kommen fünf klassische Denkfehler, die Unternehmen teuer zu stehen kommen – und was sie stattdessen tun sollten.
1. «Mentale Gesundheit? Dafür ist HR zuständig.»
Falsch.
Mentale Gesundheit ist Führungsaufgabe – Punkt. HR kann unterstützen, ja. Aber wenn Führungskräfte nicht hinschauen, zuhören oder selbst am Limit sind, helfen auch keine Mitarbeiterunterstützungs-Angebote oder Feelgood-Massnahmen.
Was stattdessen hilft:
- Führungskräfte für psychische Belastungen sensibilisieren
- Regelmässige 1:1s mit Raum für persönliche Themen
- Vorleben: Auch Vorgesetzte dürfen mal sagen «Ich bin heute nicht auf 100 %»
2. «Wer überfordert ist, hat einfach kein gutes Zeitmanagement.»
Das ist «Victim Blaming» in Reinform. Mental Load entsteht oft durch unsichtbare Aufgaben, emotionale Daueranspannung oder die Verantwortung, ständig alles im Blick zu haben – gerade bei Eltern, Pflegenden, High-Performern.
Was stattdessen hilft:
- Aufgabenverteilung transparent und fair gestalten
- «Invisible Work» sichtbar machen
- Projektrollen klar benennen («Wer denkt mit? Wer entscheidet? Wer dokumentiert?»)
3. «Unsere Benefits decken das Thema doch ab!»
Leider nein.
Ein Yoga-Abo und ein Obstkorb gleichen keine toxische Meetingkultur oder unrealistische Deadlines aus. Prävention ist mehr als ein paar Goodies im Intranet.
Was stattdessen hilft:
- Arbeitsprozesse ehrlich reflektieren
- Belastungsspitzen frühzeitig identifizieren
- Teams regelmässig anonym Feedback geben lassen
4. «Burnout betrifft nur die, die nicht nein sagen können.»
Auch das ist Quatsch.
Burnout ist kein individuelles Problem, sondern ein systemisches. Klar, Selbstfürsorge ist wichtig – aber wenn Strukturen überlasten, helfen keine Atemübungen.
Was stattdessen hilft:
- Workload-Checks ins Projektmanagement integrieren
- «Nein sagen» als gesunde Kompetenz anerkennen
- Ressourcen realistisch einplanen (nicht optimistisch wünschen)
5. «Mental Load ist doch kein HR-Thema – das ist privat!»
Falsch.
Ob Care-Arbeit, Daueralarm durch Slack oder der Druck, immer erreichbar zu sein: Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Unternehmen dürfen hier nicht weggucken.
Was stattdessen hilft:
- Klare Regeln zu Erreichbarkeit und Off-Zeiten
- Führungskräfte schulen im Umgang mit mentaler Belastung
- Das Thema offen ansprechen statt zu tabuisieren
Fazit: Mentale Gesundheit beginnt nicht bei der Yogamatte – sondern bei der Unternehmenskultur.
Wenn Sie als Unternehmen möchten, dass Ihre Mitarbeitenden langfristig gesund, motiviert und leistungsfähig bleiben, dann kommen Sie am Thema Mental Load nicht vorbei. Es braucht keine Esoterik – sondern Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und mutige Führung.
Und wenn Sie jetzt denken: «Stimmt… da könnten wir echt mehr tun.» Dann ist das schon der erste Schritt in die richtige Richtung.