Im Rahmen unserer Serie über die Internationale Rekrutierung befragen wir die Geschäftsleiter führender Job-Plattformen aus verschiedenen Ländern. Erfahren Sie in diesem Interview mehr über die Situation in Deutschland – mit Dr. Sebastian Dettmers, Managing Director bei StepStone Deutschland.
Herr Dettmers, bitte stellen Sie sich und Ihre Rolle bei StepStone kurz vor.
Mein Name ist Sebastian Dettmers und ich bin Geschäftsführer von StepStone, der führenden Online-Jobbörse in Deutschland.
Wie hoch ist der Anteil der Erwerbstätigen in Deutschland?
Deutschland ist mit aktuell 41,395 Millionen Erwerbstätigen der grösste Arbeitsmarkt Europas (Stand: 01/2013, Quelle: Statistisches Bundesamt). Bei den Akademikern herrschte mit einer Arbeitslosenquote von 2,2% zuletzt nahezu Vollbeschäftigung (Quelle: Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 02/2013).
Was waren Deutschlands grösste Herausforderungen in den letzten fünf Jahren im Arbeitsmarkt?
Die grösste Herausforderung für Personalverantwortliche ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften. Experten prognostizieren eine Fachkräftelücke von mehr als zwei Millionen bis zum Jahr 2030 (Quelle: Agentur für Arbeit). Schon jetzt leidet die deutsche Wirtschaft unter dem Fachkräftemangel: Weil Schlüsselpositionen nicht adäquat besetzt werden können, bleiben viele Geschäftspotenziale ungenutzt. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass sie bei der Suche nach passenden Mitarbeitern zunehmend in Konkurrenz mit anderen deutschen Unternehmen, aber auch Unternehmen in anderen Ländern stehen. Sie müssen den Kandidaten umwerben und als Arbeitgeber überzeugen. Employer Branding, also der strategische Aufbau und die Kommunikation einer attraktiven Arbeitgebermarke, ist daher in den letzten Jahren immer wichtiger geworden.
Welche Profile sind einfach und welche schwierig zu finden?
Für Arbeitgeber ist es derzeit besonders schwer, Fachkräfte im Gesundheitswesen und in den MINT-Berufen, also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, zu finden.
Der Gesundheitssektor ist doppelt vom demografischen Wandel in Deutschland betroffen: Der Bedarf an Medizin- und Pflegepersonal wächst aufgrund des rasant zunehmenden Anteils der älteren Bevölkerung; gleichzeitig steigen weniger qualifizierte Fachkräfte in den Arbeitsmarkt ein. Einer Studie zufolge könnten im Jahr 2030 mindestens 400’000 Vollzeitkräfte fehlen, davon annähernd 330’000 in der Kranken- und Altenpflege (Quelle: PwC-Studie, 08/2012).
Bei den Ingenieuren sind insbesondere Fachkräfte mit Spezialisierung auf Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie Energie- und Elektrotechnik Mangelware. Einem arbeitslosen Ingenieur stehen aktuell 2,6 offene Stellen gegenüber (Quelle: VDI-Ingenieurmonitor, 01/2013).
Auch IT-Spezialisten werden händeringend gesucht – derzeit gibt es etwa 43’000 offene IT-Stellen in Deutschland. Besonders herausfordernd ist es für Unternehmen, Software-Entwickler, SAP-Berater und IT-Vertriebspersonal zu finden (Quelle: BITKOM, 10/2012).
In welchen Ländern ausserhalb von Deutschland suchen die Unternehmen nach Kandidaten?
Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Aussichten in Spanien, Griechenland und Portugal ist es für Arbeitgeber vereinzelt sicher lohnenswert, jobsuchende Fachkräfte in diesen Ländern anzusprechen. Daneben macht es für Unternehmen Sinn, in solchen Ländern zu rekrutieren, in denen qualifizierte Kandidaten aus MINT-Berufen in vergleichsweise hoher Anzahl vertreten sind. Durch unsere enge Zusammenarbeit mit zahlreichen internationalen marktführenden Jobbörsen über „The Network“ wissen wir, dass dies beispielsweise für Länder wie China, Russland, Indien, Pakistan und Frankreich zutrifft.
Welche Kanäle und Tools werden von den Stellensuchenden am meisten genutzt nebst den Online-Stellenportalen?
Laut der aktuellen StepStone-Studie „Jobsuche 2013“ stellt sich das Bild für die deutschen Kandidaten wie folgt dar: 98% der Bewerber suchen bei Online-Jobbörsen nach einer neuen Position, 85% auf den Karriere-Websites der Unternehmen. 72% nutzen ihr persönliches Netzwerk, um sich über Vakanzen zu informieren. Printmedien und Social Networks spielen eine untergeordnete Rolle (Quelle: „Jobsuche 2013“, StepStone-Studie von 2012). Weitere Studien, u. a. vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V., unterstreichen diese Ergebnisse zum Bewerberverhalten in Deutschland.
Welche Rekrutierungstools empfehlen Sie den Schweizer HR-Verantwortlichen, um am effizientesten nach Kandidaten in Deutschland zu suchen?
Die Online-Stellenanzeige ist das mit Abstand meistgenutzte und effektivste Rekrutierungstool. Denn anspruchsvolle Fachkräfte aus allen Bereichen suchen heute überregional und über das Internet – via Computer, Tablet und Smartphone – nach einem neuen Job. Online-Stellenanzeigen mit besonderem Fokus auf Employer Branding, wie beispielsweise die Stellenanzeige Plus von StepStone, sorgen für zusätzliche Beachtung bei den Bewerbern und erfüllen deren Ansprüche an weiter gehende Informationen perfekt.
Wie verhält es sich bei Pflegepersonal und Ingenieuren?
Eine Studie von StepStone und dem Medizinfachverlag Thieme bestätigt: Medizinisches Fachpersonal geht heute im Internet auf Stellensuche, viele nutzen dafür mittlerweile sogar mobile Endgeräte. Vielfach schalten Arbeitgeber aus dem Gesundheitswesen ihre Stellenanzeigen aber immer noch in Printmedien und damit an ihrer Zielgruppe vorbei. Dringende Empfehlung ist daher, diese Anzeigen online zu schalten – bevorzugt in einer auf Fachkräfte fokussierten Jobbörse, die auch mit Fachportalen aus dem Gesundheitswesen kooperiert, um so höchsten Traffic und eine optimale Reichweite zu erzielen. StepStone z. B. hat den medizinischen Fachverlag Thieme, den Hartmannbund und viele weitere Nischenportale aus dem Gesundheitssektor als Partner, das heisst, alle bei StepStone geschalteten Anzeigen werden automatisch und kostenlos auch dort veröffentlicht. Dies gilt auch für den Bereich Ingenieurwesen. StepStone kooperiert mit einer Vielzahl an Fachpartnern in allen Schlüsselbereichen.
Darüber hinaus sollten Personalverantwortliche die Bedeutung ihrer Mitarbeiter für die erfolgreiche Personalbeschaffung nicht unterschätzen. Die eigenen Mitarbeiter sind wichtige Botschafter der eigenen Arbeitgebermarke – wenn sie in ihrem persönlichen Netzwerk positiv über ihr Unternehmen berichten, sorgt das für zusätzliche passende Bewerbungen. Ein gut durchdachtes internes Empfehlungsmarketing bzw. eine Incentivierung für das Werben neuer Mitarbeiter ist daher ebenfalls ein sinnvolles Rekrutierungstool.
Sie haben es bereits einmal erwähnt. Welche Rolle spielen Employer Branding, Mobile- und Social-Media-Rekrutierung in Deutschland?
Deutschland entwickelt sich zum Arbeitnehmermarkt: Eine attraktive Arbeitgebermarke wird immer mehr zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Vor diesem Hintergrund wird sich Employer Branding zum Key-Thema deutscher Unternehmen entwickeln. Denn die Employer-Branding-Strategie eines Unternehmens strahlt auf das Image des Unternehmens insgesamt aus: Wird es als Arbeitgeber öffentlich positiv wahrgenommen, profitiert das Unternehmen mitsamt seinen Produkten und Dienstleistungen. Employer Branding wird also immer mehr zum zentralen Marketingthema werden.
Auch Mobile Recruiting wird in Deutschland immer wichtiger. Unter Fachpersonal und Führungskräften ist der Anteil der Smartphone- und Tabletnutzer besonders hoch. Kandidaten wollen sich auch unterwegs über Job-Möglichkeiten informieren. Diesem Bedarf werden wir gerecht mit einer für Smartphones optimierten Mobile-Version von unserer Website sowie mit unserer StepStone Job App für iPhone und Android. Neu ist ausserdem die App „Medizin Jobs“, die speziell auf den wichtigen Bereich der Gesundheitsberufe zugeschnitten ist.
Social Media Recruiting versucht, die für Facebook & Co. typische direkte Userinteraktion („One to One“) für die Zwecke der Personalbeschaffung zu nutzen. Derzeit haben aber die meisten Karrierepages auf Facebook in Deutschland weniger Fans, als eine einzige Stellenanzeige auf StepStone pro Monat an Besuchern gewinnt („One to Many“). Das ist nachvollziehbar, schliesslich ist die Stellenanzeige für Kandidaten der konkrete Anlass, sich mit einem Unternehmen auseinanderzusetzen. Erst durch offene Positionen wird das Unternehmen für Kandidaten interessant. Vielen Personalverantwortlichen fällt es deshalb schwer, die sozialen Medien effektiv für die Rekrutierung zu nutzen. Wir selbst sehen in sozialen Medien die Chance, die Reichweite unserer Anzeigen zu erhöhen und die Bewerberresonanz für unsere Kunden zu steigern. Unser Ziel ist es, immer dort zu sein, wo sich passende Kandidaten im Internet aufhalten – egal ob dies auf stepstone.de oder in den sozialen Medien ist.
Was bieten Sie Ihren Kunden, was Ihre Konkurrenz nicht tut?
StepStone ist klarer Marktführer unter den Jobbörsen in Deutschland: Bewerber besuchten unsere Plattform www.stepstone.de allein im Januar 2013 fast 10 Millionen Mal (Quelle: IVW) – keine andere Jobbörse in Deutschland wird so stark frequentiert. Dabei fokussieren wir ausschliesslich auf Fachkräfte und Führungspersonal. Egal ob Mobile Site, Job App oder Suchmaschinen-Optimierung – alle unsere Massnahmen zielen darauf ab, Bewerber der stark gefragten Berufsgruppen auf direktem Weg zu den Stellenanzeigen unserer Kunden zu führen. Unsere Kunden profitieren darüber hinaus von der enormen zusätzlichen Reichweite über unsere mehr als 100 Kooperationspartner in den Bereichen IT, Ingenieurwesen und Medizin sowie Universitäten. Das Wichtigste aber ist, dass StepStone die meisten und besten Bewerbungen liefert und damit deutlich mehr passende Kandidaten als der nächstbeste Wettbewerber (Quelle: TNS-Studie, 2011/2012). Und das ist es, was unseren Kunden letztlich am Herzen liegt: möglichst schnell den richtigen Kandidaten für seine zu besetzende Stelle zu finden.