Ausblick auf den Arbeitsmarkt: solide, aber unter Druck
Der Schweizer Arbeitsmarkt zeigt sich 2025 auf den ersten Blick stabil – bei näherer Betrachtung offenbaren sich jedoch gewisse Spannungen. Im März stieg die Zahl der registrierten Stellensuchenden in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um fast 24’000 Personen. Die Jugendarbeitslosigkeit (15–24 Jahre) nahm gegenüber dem Vorjahr um 23.2% zu. Prognosen zufolge wird die Arbeitslosenquote sowohl 2025 als auch 2026 unverändert bei 2.8% liegen.
Source: BFS
Weniger Stelleninserate deuten auf eine Abkühlung des Marktes hin
Nach einem deutlichen Rückgang Ende 2024 wies der Schweizer Stellenmarkt im Q1 2025 Anzeichen einer Erholung auf: Laut dem aktuellen Adecco Group Swiss Job Market Index stieg die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorquartal um 2%. Auch wenn das Niveau noch immer 9% unter dem von Q1 2024 liegt, deutet dieser leichte Anstieg auf eine Phase der Stabilisierung hin – trotz anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheit.
Nach Sektoren betrachtet bleiben MINT-Berufe* sowie Stellen im Gesundheitswesen weiterhin stark gefragt – insbesondere auf Einstiegsstufe. Der anhaltende Fachkräftemangel in Schlüsselbereichen wie IT, Ingenieurwesen und Pflege treibt die Nachfrage zusätzlich an. Gleichzeitig stehen Büro- und Verwaltungsfunktionen weiterhin unter Druck – eine Folge der fortschreitenden Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen.
Ein Blick auf die Regionen zeigt, dass Zürich den stärksten Rückgang bei den Jobinseraten (-15%) verzeichnete, gefolgt von der Region Mittelland (-14%). Deutlich weniger betroffen waren dagegen die Ost- und Südwestschweiz, wo die Rückgänge lediglich –2% bis –3% betrugen.
Trotz dieser rückläufigen Trends liegt die Gesamtzahl der Stelleninserate weiterhin über dem Niveau vor der Pandemie – was eher als Normalisierung des Marktes und nicht als Rezession zu werten ist.
Quelle: The Adecco Group
Anpassungen an einen sich verändernden Markt
Während der Arbeitsmarkt nach mehreren bewegten Jahren Anzeichen einer Normalisierung zeigt, zwingen die wirtschaftliche Abschwächung und der anhaltende Fachkräftemangel Unternehmen dazu, mehr als nur ihre Rekrutierungszahlen zu überdenken. Während sich in manchen Branchen die Rekrutierung verlangsamt, hält in anderen Sektoren der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte unvermindert an. Unternehmen stehen zunehmend vor der Herausforderung, sich nicht nur als Arbeitgeber für potenzielle Mitarbeitende zu positionieren, sondern als Arbeitgeber, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Die menschliche Seite: Erwartungen verändern sich
Forschungsergebnisse zeigen, dass die besten Talente in der Schweiz zunehmend Flexibilität, Wohlbefinden und eine sinnstiftende Arbeit schätzen – oft mehr als traditionelle Benefits und Vorteile wie Boni oder Berufsbezeichnungen. Laut einer Studie von digitalswitzerland und Adecco suchen hochqualifizierte Fachkräfte in der Schweiz nach:
- Bessere Work-Life-Balance und besseres persönliches Wohlbefinden
- Möglichkeiten, remote zu arbeiten, ohne die Leistung zu beeinträchtigen
- Flexibilität bei Arbeitszeiten, Arbeitsort und Arbeitsstruktur
- Eine Firmenkultur, die Raum für Experimentieren, Fehler und ständige persönliche Weiterentwicklung bietet.
Remote Work ist mittlerweile ein fest etablierter Bestandteil der Schweizer Arbeitslandschaft. Im Jahr 2023 arbeiteten 30.8% der Erwerbstätigen in der Schweiz gelegentlich von zu Hause – mehr als doppelt so viel als im EU27-Durchschnitt (13.3%). Zudem arbeiteten 8.3% regelmässig remote, was ziemlich genau den EU-Standards entspricht.
Quelle: EURES
Unsere JobCloud-Daten aus 2024 zeigen, dass der Anteil der Stelleninseraten, die Homeoffice oder hybride Optionen erwähnen, konstant geblieben ist. Dies bestätigt, dass flexible Arbeitsmodelle nicht mehr nur ein Trend aus der Pandemie sind – sie gehören mittlerweile zur neuen Normalität.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben und Top-Talente zu gewinnen sowie zu binden, müssen Unternehmen über das Salär hinausblicken. Ein überzeugendes Wertengebot umfasst heute Flexibilität, Weiterbildungsmöglichkeiten, Anerkennung und ein echtes Engagement für mentale Gesundheit und Wohlbefinden
*MINT-Berufe umfassen Berufe, die in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) tätig sind